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Don't look now (N. Roeg, GB 1973)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 11.01.2007 18:59    Titel: Don't look now (N. Roeg, GB 1973) Antworten mit Zitat

gesehen am 10.01.2007 (DVD), 08.09.2011 (BD) und 04.08.2014 (Kino: Filmpalette Köln); 4/5

Ein idyllisches Landhaus in England an einem Herbstnachmittag: Während ihre Eltern im Haus friedvollen Sonntagsbeschäftigungen nachgehen, ertrinkt Christine, die kleine Tochter von John und Laura Baxter, draußen in einem Bach. Ihr Vater antizipiert das Unglück, kann seiner Tochter aber nicht mehr helfen.
Elliptisch wechselt der Schauplatz: In Venedig restauriert John im Auftrag des Bischofs eine zerfallende Kirche. In der Lagunenstadt fließen die Zeitebenen ineinander; die Baxters scheinen die Tragödie zu verarbeiten. Dann treten allmählich rational nicht erklärbare Ereignisse ein und stellen die Verbindung zu dem tragischen Tod des Kindes her, verweisen gleichzeitig auf eine tödliche Gefahr, die ihren Vater in der Stadt zu bedrohen scheint, in der ein Serienmörder seine Spuren hinterlässt. Zwei seltsam anmutende ältere englische Schwestern, eine von ihnen eine blinde Seherin, äußern das kommende Unheil gegenüber den Baxters, finden aber nur bei Laura Gehör; John weist sie von sich. Dennoch gerät John zunehmend in den Sog unterbewusster Wahrnehmungen. Währendessen muss Laura nach England reisen, da ihr verbleibender Sohn einen Unfall im Internat hatte. In der Nacht, als Laura nach Venedig zurückkehrt, wird John von einem roten Schemen angezogen, der durch das nächtlich labyrinthische Venedig huscht und ihn an jenes Lackmäntelchen erinnert, in dem seine Tochter ertrunken ist. Als er seine Neugier befriedigt und das Rätsel gelöst hat, ist es für ihn zu spät: Unter dem roten Mäntelchen steckt ein gnomenhafter Mörder, der John die Kehle mit einem Schlachtermesser durchschneidet. Laura, mit versteinerter Miene, begleitet den Sarg ihres Mann auf einer venezianischen Gondel.

Der Tod des Kindes in England ist die für Roeg bereits charakteristische Eingangssequenz, das Vorspiel der eigentlichen Handlung, das ein Bezugssystem für alle weiteren Ereignisse bildet und alle Motive generiert. Die Farbe Rot ist aufgeladen mit dem Schicksal der Baxters, sie taucht innerhalb der grau-beigen Farbtöne Venedigs immer wieder merklich auf: auf einem Plakat, in einem Pullover, der auf einer Wäscheleine hängt, unter Mosaiksteinen, mit denen Baxter arbeitet, in dem Kostüm, das die blinde Seherin trägt, in den roten Mützen von schaulustigen Passanten an einem Tatort. Der ganze Film ist mit Zeichen, Symbolen, Hinweisen und Andeutungen versehen, welche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verknüpfen. „Wasser. Lichtreflexe. Blut. Zerbrechendes Glas. Das immer wiederkehrende Rot. Roeg ließ den Film erst im Schneideraum entstehen. Er erfand mit seinem Cutter irrationale Montagen. Das einzelne Bild unwichtig zu nehmen wurde in wachsendem Maße seine Devise. Erst der Ablauf der Bilder, die Montage, die Kombination, die Assoziation machen einen Roeg-Film aus“. Ein Netz paralleler Ereignisse konstruiert die Geschichte und deutet „mystische“ Verbindungen an: der rote Lackmantel des Kindes und der Kapuzenmantel der grausigen Gnomengestalt; das Stück Glas, das der Sohn zerbricht, als seine Schwester ertrinkt, und die Scherbe, die bei der Ermordung Johns fällt; der Schrei Lauras über den Schock ihres Verlustes, der im Betrieb eines Presslufthammers in Venedig ein Echo findet; der durch den freien Raum geworfene rot-weiße Ball schneidet über in eine durch das Zimmer geworfene Zigarettenschachtel; der verschüttete Whisky, der in der Anfangssequenz auf einem Dia in dieselbe Form fließt wie am Ende die Blutlache Johns, eine Form, die sich wiederum in Schmuckstücken und Kirchenfenstern wiederholt.

„Man kann die Engführung der Motive (...) als Kompositionsmerkmale eines Schicksalsdramas kategorisieren, in dem als Ankündigung schlimmer Ereignisse etwa das Bild der Ahnen von der Wand fällt. Denn im Verlauf der Handlung von „Don’t look now“ war der Architekt (Anm. d. Rede: John Baxter) schon mehrfach davon bedroht, abzustürzen und so einen jähen, unverhofften Tod zu finden. Man kann zweitens die gesamte Konstruktion der vorweisenden Zeichen, auch die Simultaneität der Erregung, die dem endgültigen Mord vorausgeht, als romantischen Mystizismus begreifen (...) Jedenfalls changiert der Film zwischen einem genretypischen Verweissystem (Schicksalstragödie) und einer nicht leicht fassbaren esoterischen Philosophie, die unter fast jedem Oberflächenphänomen das Walten einer dunklen, geheimnisvollen Dynamik vermutet“.
_________________
"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
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