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Der Knochenmann (Ö 2009, W. Murnberger)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 01.03.2019 16:40    Titel: Der Knochenmann (Ö 2009, W. Murnberger) Antworten mit Zitat

gesehen am 01.03.2019 (BD); 2/5

Der Film macht es so ähnlich wie seine (Roman-)Figur Brenner: Er lässt sich bequem nieder und guckt erstmal, wie das Leben in der Provinz so ausschaut. Mindestens so sprechend wie die Bilder, die der Film draußen vor der Tür findet, sind die Erkundungsfahrten, die die Kamera durch die zerklüfteten Landschaften der Gesichter unternimmt. Noch nie war eine Nase so sehr das Zentrum eines Films wie das gewaltige Organ von Josef Bierbichler in „Der Knochenmann“ ist. Man glaubt, diesen Film zu riechen. Gäbe es das Geruchskino bereits, man würde diesen Film fliehen, denn er verströmt eine Melange aus Backfett, Angstschweiß, Leichengeruch und viel zu lange getragener Unterwäsche. Dazu gibt es auch noch Kochtipps von Bierbichler. Zur Hendl-Folklore gesellt sich rasch ein krimineller Impuls, der von der Sexindustrie in der grenznahen Slowakei handelt. Der Traum der Bierbichler-Figur hat mit Liebe, mit der Sehnsucht nach Nähe zu tun; der Traum seines überzeichneten Sohnes mit Geld, Macht und mangelndem Respekt. Überblickt man die unterschiedlichen Männerbilder und -rollen, versteht man recht gut, warum Birgit Minichmayr sich schließlich für den abgeschlafften Brenner interessiert. Doch die eigentliche Liebesgeschichte des Films spielt sich anderswo ab und handelt davon, dass man manchmal auch dann etwas riskieren muss, wenn man die Konsequenzen nicht überblickt.

So handelt „Der Knochenmann“ auf gleich mehreren Ebenen von der Veränderung: Geld wechselt den Besitzer, Beziehungen verändern sich und sollen zu Geld gemacht werden, Männer werden zu Frauen, halb fertige Neubauten werden zu Denkmälern längst verlorener Lieben, Abfall wird zu Futter – der Film breitet dieses Szenario expressiv mit einer Mischung aus Melancholie und Weltekel aus. Früh kommt Gewalt ins Spiel, um Probleme radikal zu lösen, und hat doch Konsequenzen, die sich nur noch mit immer größerem Aufwand und ausufernderer Gewalt kontrollieren lassen. Hier schlägt der schwarze Humor des Films in Szenen um, deren Drastik plötzlich eine Nähe zum Subgenre des Hinterwäldler-Horrorfilms eröffnen. Wenn „Der Knochenmann“ ganz zum Schluss mühsam versucht, die vorgeführten Schrecken wieder ins sichere Bett des politisch unkorrekten Buddy-Movies zurückzulenken, will das nicht so recht gelingen, weil die destruktive Energie, die zuvor spürbar war, eben nicht aus der Welt ist, wenn ein etwas unüberschaubarer Mordfall gelöst wird.
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
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