[Rene]

gesehen am 01.03.2019 (stream, netflix); 2/5

Weniger greifbar, dafür aber abgründiger als der relativ konventionelle Plot um das Geisterhaus ist der familiäre Subtext, der auf unterschiedlichen Ebenen das ahistorische Modell der Kleinfamilie hinterfragt. In Cuesta Verde ist alles neu, selbst seine Bewohner, unter denen es offenbar keine Alten oder Alteingesessenen gibt. Passiert etwas Außergewöhnliches oder werden Fragen nach einem Jenseits (etwa des Alltags oder des Lebens) gestellt, sind die sympathisch gezeichneten Freelings überfordert - und auf Experten angewiesen, weil keine generationsübergreifenen Erfahrungen mehr tradiert werden. Umfassende Zusammenhänge sind primär medial konstruiert – im Kinderzimmer über Verweise auf Filme wie STAR WARS oder ALIEN, in der Erwachsenensphäre durch omnipräsente Fernsehprogramme, die das permanente Geschehen kommentieren.

Die suburb community wird jedoch auch von innen heraus durch das Heranwachsen ihrer Kinder bedroht, weshalb die pubertierende Dana den ganzen Film über bei Freunden verschwunden ist und erst in den letzten Szenen wieder auftaucht Die Implosion des Hauses, das in sich zusammenfällt und wie vom Erdboden verschwunden ist, wird zum Bild der Kritik an einem bereits im Schwinden begriffenen Familien- und Gesellschaftsmodell: Abends raucht das Ehepaar zwar noch gemeinsam einen Joint, doch während Diana sich dabei weiter in Jungianische Psycholektüre vertieft, greift Steve nach Hendrick Smith‘ Reagan-Biographie. Was in den blauen Stroboskop-Gewittern von POLTERGEIST verabschiedet wird, ist nichts weniger als die Illusion einer ganzen Protestgeneration, die sich ihrer Väter entledigen wollte – um in der Fortsetzung des Films wie auch in der Wirklichkeit umso sicherer in der Hand ultrakonservativer Kräfte zu landen.
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."