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Rene
User seit: 25.08.2006 Beiträge: 3171
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Verfasst am: 21.07.2019 02:58 Titel: Room at the top (GB 1959, J. Clayton) |
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gesehen am 20.07.2019 (BD); 3/5
Der Roman und diese, seine Verfilmung, markieren den Beginn einer Ära, die in der englischen Literatur durch die angry young men und im Film durch die korrespondierende Bewegung des Free Cinema bestimmt wird. Für Erzählungen dieser Art ist die Spannung zwischen den beiden sozialen Klassen, working und ruling, charakteristisch. Aufstiegswünsche bringen den Arbeiterjungen Joe Lampton in ein Dilemma: er verrät sein Gefühl um des Glanzes willen, den ihm die Mitgliedschaft in der ruling class zu verheißen scheint. Anders aber, das wird angedeutet, ist soziale Mobilität da gar nicht vorstellbar, als dass junge Männer, die von unten kommen (hier aus Dump-ton), sich mit Hilfe der höheren Töchter nach oben katapultieren. Die scharfen Gegensätze zwischen arm und reich werden in den Romanen, Dramen und Filmen der in den zwanziger Jahren geborenen Generation, deren junge Männer schon den Krieg erlebt haben, als unversöhnlicher Antagonismus beschrieben.
Es eröffnet sich im Film nicht nur dieses Konfliktfeld, sondern auch das zwischen puritanisch-britischer Ethik und der Freisinnigkeit der Kontinentaleuropäer, der Französin, die es gar nicht als „funny“ beurteilt, in einer kleinen englischen Industriestadt leben zu müssen. Andere beschimpfen sie als „old whore“ (weil sie die säuerliche Moral ihrer Umwelt nicht teilt). Lampton verdankt seine kleinen Chancen seines Aussehens wegen und böte der Theaterclub nicht die Möglichkeit, dass sich Personen unterschiedlicher Herkunft dort kennenlernen, wäre Joe für immer auf seinen zugewiesenen sozialen Platz fixiert. Dabei hat er bis dorthin schon einen recht langen Weg zurückgelegt, aus dem besagten Dumpton kommend. Dass er sich gegen seine Herkunft wehrt, macht ihn schon zum Rebellen. Zweimal werden Slums gezeigt, vor allem die in karge Lumpen gehüllten Kinder. Als Joe niedergeprügelt wird, rollt er in den Kanal, blutig und verdreckt erwacht er auf bloßer Erde, vor ihm ein gleichmütig zuschauender Knabe, der ein Spielzeugauto anschiebt, das umkippt. Der Bodensatz Englands wurde zuvor noch nie so gezeigt in einem britischen Spielfilm.
Es ist dann die Französin, die Joe bei seinem Karrierekalkül dazwischenkommt. Ihnen bleiben nur Momente. Da erkennen sie sich im Angesicht des anderen wieder. Als Joe schließlich den vage angestrebten Aufstieg fast aufgezwungen bekommt, ist er am Boden zerstört, denn ihm fehlt die Kraft. Den verschuldeten Verlust von Alice wird er nie verwinden können. Darum ist es ein Schauspielerfilm, ein Film der Nah- und Großaufnahmen. Die Verwandlung Joes vom verbissenen Aufsteiger in einen Liebenden, dann der Umschlag ins Tragische, dominiert die Bilder des Films. Simone Signoret als Alice teilt sich mit Laurence Harvey das Statuarische: beschützte Empfindsamkeit. Nur geringe Veränderungen lösen den Ausdruck ihres Gesichts. Die Abschiede von Joe lassen es wieder versteinern. Dazu die Kameraperspektive: im Vordergrund groß das Gesicht von Signoret, dahinter im Raum, in einigem Abstand, Joe, der gehen will: Alice dreht sich nicht um, solange er noch im selben Raum ist. Dass sie eine Fremde ist, kann sie nur überwinden in der unmittelbaren Umarmung, face to face. Einmal, beim Abschied auf dem Bahnhof, geht sie aus sich heraus, lehnt sich aus dem Zugfenster und weint beinahe, als wisse sie, dass die kurze Zeit des Glücks passé ist. Vor ihrem Ende sieht sie sich noch einmal im Spiegel an, streicht sich die Haare mit einer für sie typischen Handbewegung zurecht, kontrolliert ihre Selbstbeherrschung. Eine Art Selfie. Es ist, als suche sie nach den äußerlichen Spuren ihrer Misere. _________________ "Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion." |
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