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The Birds (USA 1963, A. Hitchcock)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 09.02.2007 18:31    Titel: The Birds (USA 1963, A. Hitchcock) Antworten mit Zitat

gesehen am 06.02.2007 (DVD) und 01.10.2014 (BD); 4/5

Der Film beginnt als leichte Komödie, die sich dann immer mehr zu einem Alptraum verdunkelt. In einer Vogelhandlung in San Francisco lernt Melanie Daniels, eine etwas snobistische junge Frau aus der besten Gesellschaft, den jungen Anwalt Mitch Brenner kennen. Trotz seiner sarkastischen Haltung macht er Eindruck auf sie, und sie fährt nach Bodega Bay, um seiner kleinen Schwester Cathy zwei "Liebesvögel" zum Geburtstag zu schenken. Gleich bei ihrer Ankunft wird sie von einer Möwe an der Stirn verletzt. Melanie entschließt sich zu bleiben und verbringt die Nacht bei Annie Hayworth, der Lehrerin des Ortes. Annie warnt Melanie vor Mitchs Mutter, einer herrischen Frau, die ihren Sohn für sich behalten will.

Spoiler:
Als die Kinder am nächsten Tag Geburtstag feiern, werden sie von Möwen angegriffen, und am Abend dringen Spatzen durch den Kamin in das Haus der Brenners ein. Am folgenden Tag will Mrs. Brenner einen Farmer besuchen und findet ihn tot, mit ausgehackten Augen...
Im weiteren Verlauf des Films häufen sich die Angriffe der Vögel und nehmen an Aggressivität zu. Annie wird bei dem Versuch, Mitchs Schwester zu retten, von Vögeln getötet. Geschockt verbarrikadieren sich die Brenners in ihrem Haus, doch die zugenagelten Türen und Fenster bieten kaum ausreichend Schutz. Bei einem Angriff auf dem Dachboden kommt Melanie beinahe zu Tode. Da Melanie ärztliche Hilfe braucht und die Lage im Haus aussichtslos geworden ist, macht sich die Gruppe gemeinsam auf den Weg nach draußen. Dort bietet sich ihnen ein apokalyptisches Bild: tausende Vögel besetzen die Landschaft, wartend, nicht angreifend. Langsam fahren sie einem ungewissen Ende entgegen.

Ursprünglich hatte Hitchcock geplant, den Film ohne das Wort „Ende“ zu beschließen und die Figuren durch Städte zu schicken, wo der Terror der Vögel auch gewütet hat – bis hin zur Golden Gate Bridge, die von den bösartigen Tieren vollständig bedeckt ist. Der nunmehr vorliegende Schluss ist vieldeutiger und letztlich humaner: er eröffnet die Chance einer Rettung und erlaubt eine anrührende Geste, als Cathy ihre „Liebesvögel“ mit in das Auto nehmen darf. Schon immer ist über die Bedeutung der Vögel und ihrer Angriffe spekuliert worden. Doch alle auch im Film geäußerten Mutmaßungen, ob sich die Vögel an der Menschheit rächen, das Böse bestrafen oder das Ende der Welt vorwegnehmen, laufen ins Leere, so wie auch rationale Erklärungsversuche zu keiner schlüssigen Lösung führen. Die Motivierung liegt auf einer anderen, eher dramaturgischen Ebene: Die Vögel – keine Raubvögel, sondern Möwen, Krähen und Spatzen – repräsentieren das Willkürliche, Unerklärbare, und Unvorhersehbare, das in die vermeintlich heile Welt von Bodega Bay einbricht und eine Neuordnung der Beziehungen zwischen den handelnden Personen bewirkt. Die Attacken besitzen sozusagen eine katalytische Funktion, indem sie familiäre Zuordnungen neu organisieren, das Liebespaar zu sich finden lassen und Prioritäten menschlichen Miteinanders definieren. Vor allem Melanie, die in einem „goldenen Käfig“ gesellschaftlicher Umstände lebt, wird in ihrer Selbstgefälligkeit einer grausamen Prüfung unterzogen, bis hin zu der Verstümmelung durch die Vögel in der Dachkammer, die einem bizarren Alptraum gleicht. Die gemeinsam zu bestehende Gefahr bringt sie nicht nur Mitch näher, sondern auch Lydia, die sie schließlich als Teil der Familie akzeptiert. Die Übernahme von Verantwortung kann – wie im Fall von Annie – mit dem Leben bezahlt werden, sie vermag aber auch die Figuren aus ihrer oberflächlichen Existenz (Melanie) und der familiären Sackgasse (Mitch) zu befreien.

Durch eine raffinierte Farbdramaturgie, eine wirkungsvoll eingesetzte Symbolik (die zerbrochenen Tassen im Haus des toten Farmers), eine in den schockartigen Szenen ekstatische Inszenierung (siehe vor allem die Szene in der Dachkammer) und eine ausgeklügelte Raumästhetik, die das Haus, die Bar oder eine Telefonzelle zu Käfigen macht, gelingt Hitchcock eine sinnfällige Demonstration, wie das Chaos vermeintliche Sicherheiten auflösen kann, wie schnell zivilisatorische Selbstdisziplin demontiert werden kann.

Der Film enthält eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Einstellungen, teilweise mit tricktechnischen Effekten. Für die Realisierung der Vogelattacken wurden mehrere Negative aufeinander kopiert, wobei neben Zeichentrick auch mechanische und echte Vögel verwendet wurden. Der von Bernard Herrmann überwachte elektronische Soundtrack, voll von enervierendem Gekreische und Flügelschlagen, ersetzt die musikalische Komposition und verleiht dem Film einen ganz eigenen Rhythmus der Bedrohung.
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
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