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Hidden Fortress (J 1958, A. Kurosawa)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 19.09.2006 16:05    Titel: Hidden Fortress (J 1958, A. Kurosawa) Antworten mit Zitat

gesehen am 18.09.2006 (DVD) und 08.12.2011 (Kino: JKI Köln), 4/5

Mit diesem Film beginne ich meine private Kurosawa-Retrospektive... Es regenet heute ohnehin den ganzen Tag, also muss ich mich auch nicht schämen, dass ich dann drei Filme geguckt habe.

Die beiden mittellosen Bauern Tahei und Matakishi sind auf der Flucht, da der Herrscher des Hauses Akisuki, für dessen Armee sie sich verdungen hatten, besiegt wurde. Unterwegs finden sie in Ästen versteckte Goldstücke aus dem Schatz der Akisuki, wodurch der überlebende General Rokurota Makarabe, der den Schatz und die Prinzessin Yuki in ein befreundetes Nachbarland schmuggeln will, auf sie aufmerksam wird und die beiden für sein Vorhaben nutzen will. Getarnt als Holzsammler machen sich die drei mit der Prinzessin, die eine Stumme spielt und von deren Identität Tahei und Matakishi nichts wissen, auf die gefahrvolle Reise. Immer wieder versuchen die beiden Bauern, Makarabe zu überlisten und mit dem Goldschatz zu fliehen, doch sie stellen sich dabei so dämlich an, dass sie die Gruppe immer wieder in Gefahr bringen. Nachdem sie sich dank Makarabes List und Kampfkraft aus mehreren scheinbar ausweglosen Situationen befreien konnten, werden sie kurz vor der Grenze doch noch von den feindlichen Armeen umstellt, die Prinzessin und Makarabe geraten in Gefangenschaft und der Goldschatz fällt in die Hände des Feindes, nur Tahei und Matakishi können entkommen.

In einer Gegenüberstellung von Prinzessin Yuki und Makarabe mit dem gegnerischen General Tadokoro, einem alten Kampfgefährten von Makarabe, der die Seiten gewechselt hat, berichtet Yuki von der Bedeutung die die Reise für sie hatte: Aufgewachsen am Hof, hat sie ihr die Augen für die einfachen Leute, ihre Sorgen, ihr Leben, ihre Schwächen und Stärken geöffnet. Davon zeigt sich Tadokoro so beeindruckt, dass er meutert und mit den beiden flieht. Mit Hilfe des Goldschatzes gelingt es der Prinzessin, die Herrschaft ihres Hauses wieder zu errichten, und auch die beiden Gauner Tahei und Matakishi bekommen noch eine kleine Belohnung.

Es lohnt sich bei Kurosawa, auf die Story länger einzugehen, denn seine Filme haben wirklich noch etwas zu erzählen. "Die verborgene Festung" ist ein teilweise makaberes, comic-ähnliches, poetisches Märchen, eine Parabel (wie so oft) auf das vielschichtige Wesen der Menschen. Es ist auch ein überraschend witziger Film von Kurosawa, der aber auch hier eine komplexe Idee (vom Menschsein) und ein rauhes Bild von der Welt zeigt.

Kurosawas formale bzw. technische Meisterschaft kommt auch in diesem, seinem ersten Film im Scope-Format (Breitbild), voll zum Tragen: noch im chaotischsten Geschehen (z.B. bei der Ausbruchs- oder Feuerfestszene) verliert er seine Figuren nie aus dem Bild und wahrt den Überblick über die Handlung. Die Kameraführung und Orchestrierung der Massenszenen ist atemberaubend.

Erwähnen sollte ich noch, dass dieser Film George Lucas zu "Star Wars" inspirierte, besonders in Bezug auf die beiden (etwas jämmerlichen) Bauern, die dann zu C3PO und R2D2 wurden.
_________________
"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."


Zuletzt bearbeitet von Rene am 01.03.2014 15:33, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 21.02.2007 12:59    Titel: Antworten mit Zitat

erneut gesehen am 20.02.2007 (DVD); 4/5

"Die verborgene Festung" von Akira Kurosawa ist so etwas wie ein Lernprozess, kein Lehrstück, versteht sich, sondern tatsächlich eine Art Lernprozess, durch den verschiedene Akteure der Geschichte hindurchgehen.

Rokurota steht vor einer schwierigen Aufgabe. Der Weg ist gefährlich, obwohl man das ganze Gold in Brennholz versteckt hat. Er braucht die beiden Bauern, doch er weiß, dass die beiden eigentlich nur ihren materiellen Vorteil im Sinn haben. Er muss ständig auf der Hut sein. Und er hat einen fähigen Gegner, den General Hyoe (Susumu Fujita), einen schlauen Fuchs, dem er nicht so leicht entkommen wird.

Die Geschichte spielt in einer Zeit der Kriege, der Verwüstung, der Armut und der bitteren Not der Masse der Bevölkerung. Horden von Samurai, anderen Kriegern, Plünderern, Wegelagerern und Sklavenhändlern übervölkern das Land, ein schönes Land, zumindest war es das einmal. In diese Situation "setzt" Kurosawa einen schlauen Fuchs, Rokurota, den General, der weder um sein Leben fürchtet, noch sonst Angst kennt, und der nur ein Ziel hat: Prinzessin Yuki zu schützen und wieder in ihre Herrschaftsposition zu setzen. Mifune spielt diesen Rokurota - wie immer überzeugend - als einen ruhigen, meist gelassenen General, der genau weiß, was zu tun ist.

Das genaue Gegenteil Rokurotas sind die beiden Bauern Tahei und Matakishi, zwei durchaus nicht unsympathische Männer, deren Egoismus - aus der Not und ihrer sozialen Situation geboren - ihnen jeglichen Überblick über die Lage, in der sie sich befinden, verwehrt. Sie sind freundlich und zuvorkommend, aber letztlich denken sie nur an ihren eigenen Vorteil. Mal sind sie dicke Freunde, mal gehen sie aufeinander los und streiten um das Gold, an das sie sowieso nicht herankommen. Aus solchen Situationen, Wechselbädern ergeben sich teilweise auch die komischen Szenen des Films.

Zwischen dem General und den Bauern steht die stolze Prinzessin Yuki, die verzweifelt darüber ist, dass Rokurotas Schwester sich für sie geopfert hat. Auch Yuki wird als furchtlose Frau präsentiert, die im Laufe der Handlung zu einer Erkenntnis kommt, die sich in dem anfangs zitierten Lied, das Menschen anlässlich eines Feuerfestes singen, manifestiert: Yuki drückt dies in Worten gegenüber Rokurota so aus, nachdem sie und der General gefangen genommen wurden: "Es ist für mich eine gute Zeit gewesen. In den vergangenen Tagen ist mir ein großes Glück widerfahren. Auf der Burg wäre es mir niemals zuteil geworden. Jetzt weiß ich, wie die Menschen wirklich sind. Ich habe ihre Schönheit und ihre Hässlichkeit mit eigenen Augen betrachten können."
Der Weg ist das Ziel, könnte man hier einmal zurecht äußern. Aus einer unwissenden absoluten Herrscherin wird eine Art aufgeklärte Herrscherin, die den Tod nun nicht mehr fürchtet.

Doch was für Yuki gilt, gilt auch für General Hyoe. Zu den schönsten Szenen des Films gehört der Zweikampf zwischen ihm und Rokurota, als letzterer bei der Verfolgung von Feinden in das Lager Hyoes gerät. Rokurota gewinnt das Duell mit Speeren, lässt Hyoe aber am Leben. Als Hyoe Rokurota und die Prinzessin später gefangen nehmen kann, ist er von einer tiefen Narbe im Gesicht gezeichnet. Er ist wütend, weil er von seinem Fürsten bestraft wurde, da er sich von Rokurota nicht habe töten lassen. Das sei eine Schande. Doch Yuki erwidert ihm, das sei keine Schande, sondern Ausdruck von Freundschaft zwischen Feinden. Am nächsten Tag, als Rokurota und Yuki hingerichtet werden sollen, geschieht etwas Überraschendes. Hyoe lässt beide frei, riskiert sein Leben dabei, und folgt den beiden, um die Herrschaft der Prinzessin wiederherzustellen.

Wie in anderen Filmen auch durchlaufen die Hauptakteure von "Die verborgene Festung" eben genau diese Lernprozesse. Obwohl die Handlung in der Zeit der Samurai und der Fürstenherrschaft, der Kriege zwischen den Herrschern, also einer dem Absolutismus ähnlichen sozialen Konstellation, spielt, durchbrechen Rokurota, Yuki und Hyoe die Maßstäbe und Regeln dieser Ordnung. Hyoe begeht Verrat an seinem Fürsten. Doch dieser Verrat wird begangen aufgrund einer Art höheren Gerechtigkeit und Menschlichkeit, die - wenn auch vielleicht in Grenzen - die neue Herrschaft der Prinzessin auszeichnen sollen.

Selbst für unsere beiden Bauern endet die Geschichte mit etwas, wovon sie bislang nur geredet hatten: mit Freundschaft. Sie erhalten von Prinzessin Yuki ein Geschenk für ihre Dienste. Für Yuki spielt die Hässlichkeit der beiden, ihr Verrat und ihr Egoismus nicht die entscheidende Rolle. Sie lässt sie gehen, weil sie ihr trotzdem geholfen haben. Die beiden gehen die Treppe vor dem Palast Yukis hinunter. Und das erste Mal streiten sie nicht, wem das Geschenk nun zustehe; sie kehren als Freunde nach Hause zurück.

Kurosawa desavouiert falsche Ehrbegriffe eines überkommenen Systems, jedoch nicht ohne dabei den Aktualitätsbezug zu verlieren. Der Verrat Hyoes ist im Grund kein Verrat, sondern das Loslassen von diesen falschen Ehrbegriffen und der Übergang zu einer wirklichen Treue - zu Menschlichkeit und Gerechtigkeit.
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