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The wild bunch (USA 1969, S. Peckinpah)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 08.03.2007 17:45    Titel: The wild bunch (USA 1969, S. Peckinpah) Antworten mit Zitat

gesehen am 07.03.2007 (DVD) und 20.03.2010 (BD); 5/5

Für Zuschauer, die "The wild bunch" nur ungenügende Aufmerksamkeit schenken, wird ihr Fazit ungefähr so lauten: Brutaler Western mit lauter unsympathischen Banditen. Dass dieser Film bei aller dargestellten Gewalt eine poetische Ballade über das Ende alter Mythen und das Ende alter Helden ist, trifft die Wahrheit schon eher.

Texas im Jahre 1914: Pike Bishop (William Holden) und sein aus ehemaligen Soldaten rekrutierter Banditentrupp befinden sich auf der Flucht vor Bishops altem Kumpel Thornton (eindrucksvoll: Robert Ryan) und seinen Gesetzesmännern. Als die Bishop-Bande vor den Häschern nach Mexiko ausweicht, macht man die Bekanntschaft des Revolutionsführers Mapache, der Bishop einen lukrativen Deal vorschlägt: Die Outlaws sollen gegen Gold einen schwerbewachten Waffentransport überfallen...

"The wild bunch" ist das Meisterwerk von Regisseur Sam Peckinpah und der Spätwestern schlechthin - er attackiert radikal die Mythen des klassischen Western. Die Männer der "Wild Bunch" sind alt, physisch und psychisch am Ende ihrer Kräfte; jede ihrer Aktionen kommt einem letzten Aufbäumen gleich. Dabei lässt Peckinpah keinen Zweifel daran, dass seine Helden rücksichtslose Killer sind, und doch inszeniert er ihren Untergang als Elegie, als schmerzlich-nostalgischen Abgesang. Nicht mehr die heroisch verklärte Landnahme ist das Thema hier, sondern der letzte Widerstand von Outlaws gegen das Vordringen der modernen Zivilisation und des Gesetzes. Von Flugzeugen haben diese Männer schon gehört; Mapache kontrolliert sein Terrain mit einem Automobil, Maschinengewehre machen aus jedem Kampf eine Schlacht und das Gesetz ist das der Eisenbahngesellschaft, das Gesetz des Profits um jeden Preis. Ehre, Männerfreundschaft und Tapferkeit - der mythische Kern des Western-Genres - werden von Peckinpah in ein zersetzendes Blutbad getaucht.

In "The wild bunch" herrscht Krieg und Peckinpah inszeniert ihn in Bildern explosiver Gewalt. Schon die extremen Totalen, welche die Reiter in der Landschaft erfassen, schaffen keine Orientierung mehr. Die Bewegung der Jagenden und Gejagten ist stets nur die Bewegung, die aus einem Schussfeld in ein anderes führt. Die wenigen Momente des Innehaltens, die Peckinpah seinen Protagonisten gönnt, etwa das Fest in einem mexikanischen Dorf und der stimmungsvoll im Gegenlicht gefilmte Abschied der Bunch, werden konterkariert von Bildern der Desorientierung. Sogar die Natur scheint das Verschwinden der Outlaws zu verlangen, wenn die Reiter in Zeitlupe an einem abschüssigen Hang vom Sand gleichsam davongespült werden.

Bewegung und Gewalt, Bewegung als Gewaltakt sind bestimmend für die Montage des Films. Das Massaker in Starbuck und das Blutbad in Aqua Verde werden von Peckinpah, Kameramann Lucien Ballard und dem Cutter Louis Lombardo zu makabren Totentänzen geformt. Mit mehreren Kameras aus zum Teil extravaganten Perspektiven gefilmt, im ständigen Wechsel von Einstellungsgrößen, Zeitlupe und Echtzeit - selbst das Eindringen der Projektile in die Körper wird auf der Tonspur wahrnehmbar -, gehen diese Sequenzen in ihrer Drastik über alles hinaus, was bis dahin an Gewaltdarstellung im Film zu sehen war. (Peckinpah hat freilich viele Epigonen gefunden, die sich noch zu steigern wussten.) Die vielen und schnellen Schnitte lassen den Film und damit das Genre förmlich von innen explodieren: Gewalt, das Thema des Films, wird zu seiner Struktur. "The wild bunch" war wegen der Gewaltdarstellung lange heftigst umstritten, heute ist man sich der Intelligenz des Films bewusst: Die Ursache für die Gewalt ist in der Bewegung, in der Expansion und in der Wildheit des amerikanischen Traums selbst angelegt.

Zehn Jahre nach "The wild bunch" schuf Francis Coppola mit seinem Vietnam-Epos "Apocalypse Now" ein Gegenstück zu Peckinpahs Film. Beide Filme markieren heute eine Epoche: die der desaströsen Konsequenzen beim Überschreiten von Grenzen.
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
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