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Spiderman II (USA 2004, S. Raimi)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 13.03.2007 19:26    Titel: Spiderman II (USA 2004, S. Raimi) Antworten mit Zitat

gesehen am 11.03.2007 (TV/DVD); 2/5

Man sollte es sich auch während des Films immer bewusst machen: Hier handelt es sich um die Verfilmung einer Comic-Vorlage! Einschlägige Marvel-Fans werden hier ohnehin kein Problem sehen, denn Sam Raimis Fortsetzungsfilm gilt auch unter Kennern als der gelungenste der drei Filme mit Hauptdarsteller Tobey Maguire - „Spiderman II“ ist, wie schon der erste Teil, auch etwas ironisch, hat Humor und eine Priese Gesellschaftskritik zu bieten - ein Vorgeschmack dessen, was an brillanten Marvel-Verfilmungen in den folgenden Jahren noch kommen sollte.

In Teil II schickt Sami Raimi den sympathisch-liberalen, stoisch jeder noch so schweren Situation trotzendem Peter Parker (Tobey Maguire) in die wilde, flexibilisierte Arbeitswelt. In den letzten Bildern von Teil I hatte er noch seine Pflicht als Superheld vor seine Liebe gestellt und Mary Jane (Kirsten Dunst) dunkel sinnierend den Rücken gekehrt. Nun muss auch er erkennen: der Tag eines Superhelden hat nur 24 Stunden. Er verdient Kleingeld als Pizzaboy und rettet zwischendurch Menschen aus allen Notlagen - im Kostüm von Spiderman. Doch dieses Leben stresst ihn. Sein Studium liegt brach, sein Familienleben leidet und von Liebe keine Spur, obwohl er sich immer noch nach Mary Jane verzehrt. Es gibt noch andere Probleme: Sein Freund Harry Osborn (James Franco) trachtet Spiderman nach dem Leben, da dieser seinen Vater Norman (Willem Dafoe), den "Green Goblin" (aus Teil I) umgebracht hat. Doch Harry ahnt nicht, dass Peter Spiderman ist. So bringt er ihn mit dem brillanten Wissenschafter Dr. Otto Octavius (Alfred Molina) zusammen, der Peter seine neusten Studien erklärt, die von Osborn finanziert werden: ein Fusionsreaktor, der unlimitiert Energie liefern soll. Bei der Präsentation montiert Octavius vier intelligente Metall-Arme direkt an seiner Wirbelsäule, die ihm assistieren sollen. Doch das Fusionsexperiment misslingt. Der Kern explodiert, Octavius' Frau (Donna Murphy) wird getötet und die künstlichen Arme übernehmen die Macht über den Wissenschafter. Er ist fortan besessen davon, sein Experiment abzuschließen und terrorisiert dazu die Stadt. Zeitungschef J. Jonah Jameson (J. K. Simmons) nennt ihn "Doc Ock". Und Spiderman soll ihn ausschalten. Doch Peter zweifelt an seiner Berufung. Er will normal sein, er will seine große Liebe. Es scheint bereits zu spät: Mary Jane hat sich mit Jamesons Sohn, dem Astronauten John (Daniel Gillies) verlobt...

Superheldenfilm. War da was? Ach ja! Der Bösewicht! Wie schon im ersten Teil nimmt sich Raimi auch im Sequel nicht viel Zeit für das eigentliche Duell Gut gegen Böse. Natürlich stehen sich Held und Schurke anfangs - vor der Schurkenmutation, die, wie immer, durch wissenschaftlichen Größenwahnsinn bedingt ist - nahe. Selbstredend auch hier der innere Zwiespalt des „mad scientist“, der Gutes will und Böses schafft. Faust und Mephisto in Personalunion, im Shakespeare-Monolog dargeboten, mit Pop gut durchgemischt.

Nach dem ersten Drittel hat der Film jedoch ein kleines Loch diesbezüglich (um im Schlussteil das Duell wieder aufzunehmen), konzentriert sich statt auf die Beziehung zwischen Spiderman und seinem Gegenspieler auf Peter Parkers Identitätskrise. Hier liegt für mich die Stärke des Films: er zeigt Peter Parker/Spiderman als Menschen, der an seinen alltäglichen Sorgen zu scheitern droht. Unter dem Druck der urbanen Arbeitswelt schwinden auch gelegentlich seine Kräfte, die Spinnfadenejakulationen bleiben dann einmal aus, wenn er sich (um Aggressionen abzubauen) durch Manhattans Wolkenkratzer schwingt. In diesem Teil des Films trifft man auf die comic-artigen, schrulligen Nebencharaktere, wie z. B. den selbstgerechten Chef der Zeitung, den Türsteher am Theater, der Peter böse-ironisch davon abhält, Mary Janes Auftritt zu sehen oder die Geigerin, die das „Spiderman-Lied“ der Serie spielt. Wunderbar ist die Szene, in der Spiderman aufgrund mangelnder Spinnfäden den Fahrstuhl nehmen muss. Ein Passagier steigt zu und Parker (in voller Spiderman-Montur) versucht Smalltalk zu machen. "It itches in the crotch" (Es juckt im Schritt) sagt er etwas geniert in Bezug auf sein „Kostüm“. Doch der Scherz geht tiefer: der Passagier ist Hal Sparks, Hauptdarsteller der US-Schwulensoap "Queer as Folk". Selten genug: ein Schwulen-Star mit einem Kerl im Lift, der in einem hautengen Anzug steckt. Etwas enervierend ist auf Dauer das Dilemma Parkers, warum er nicht lieben kann, wieso er sich schuldig am Tod seines Onkels fühlt und auch das immer wieder gern wiederholte Leitthema „With great power comes great responsibility“. Die Dialoge und Situationen sind häufig doch sehr klischeehaft, fallen in übliche Muster zurück.

Mit dem letzten Drittel peitscht sich der Film (auch mit Hilfe der Musik Danny Elfmans) dann wieder zum großen Effekte-Spektakel hoch. Hier ist vor allem die Szene bemerkenswert, in der Spiderman eine an der Oberfläche fahrende Tram mit letzter Kraft zum Stoppen bringt und damit die Passagiere rettet. Danach bricht er erschöpft zusammen. Im Laufe der Aktion muss er seine Maske abnehmen - wieder zu sich gekommen, schauen die Passagiere ihrem Retter, dem stadtbekannten Freak wie Superhelden in die Augen. Einverständlich stellen sie sich jedoch schützend vor den geschwächten Helden, als Octavius ihn schnappen will.

Wie bei Blockbustern anscheinend üblich geworden gibt es „drei“ Enden, die den Streifen beschließen: Das "erste" Ende ist jenes für das Heldenepos, das Ende mit dem großen Knall und dem Untergang des Bösewichts. Das zweite ist das Sequel-Ende, das den dritten Teil vorbereitet. Das dritte ist das Peter-Parker-Ende, das eigentliche Ende: Tobey Maguire als Spiderman, noch mit dem „Go get’em tiger“ von Kirsten Dunst im Ohr, schwingt sich durch die Hochhausschluchten Manhattans in der Abenddämmerung, Kirsten Dunst schaut ihm besorgt nach. Großes Jungskino...
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
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