[Rene]

gesehen am 31.03.2007 (DVD); 3/5

Die sich über Jahre hinziehende Geschichte der letztlich scheiternden Liebe zweier puritanisch erzogener englischer Schwestern zum selben Mann, einem Franzosen. Ästhetisch sorgfältig komponierter und psychologisch vielschichtiger Film, der die Vielfalt der wechselhaften Gefühle zwischen den drei Menschen schildert und Ursachen spürbar werden lässt, die diese Menschen zu einer dauerhaften Beziehung unfähig macht.

Der Film ist auch eine Abhandlung über die Unmöglichkeit absoluter Liebe, die eine ebenso verlockende und zerstörerische Utopie darstellt. Auf meiner DVD kam ich in den Genuss der rekonstruierten, längeren Version, in welcher der strukturelle Rhythmus der Geschichte sowie die präzise Personenzeichnung eindrucksvoller deutlich werden.

Wie viele Filme von Truffaut ist auch dieser sehr durch dessen Liebe zur Literatur (und auch zu anderen Kunstformen wie z. B. der Malerei) geprägt und deshalb teilweise manchmal zu geschwätzig und zu konstruiert für einen Film, aber trotzdem gelingt es ihm auch hier einmal mehr, das Thema "Liebe" so vielschichtig und wahrhaftig zugleich darzustellen, dass es einem zeitweise den Atem raubt. Truffauts Filme sind nicht - was viele glauben - leichtfüßig, sondern handeln von höchst komplexen, humanen Themen. Man könnte "Les deux anglaises et le continent" auch als Zwillingsbruder des Films "Jules et Jim" sehen: wieder verfilmte Truffaut einen Roman von Henri-Pierrre Roché, diesmal die umgekehrte Dreiecksgeschichte eines Mannes zwischen zwei Frauen.
_________________
"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."