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In the bedroom (USA 2001, T. Field)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 27.02.2007 21:32    Titel: In the bedroom (USA 2001, T. Field) Antworten mit Zitat

gesehen am 26.02.2007 (DVD); 3/5

Ruth und Matt Fowler (Sissy Spacek und Tom Wilkinson) sehen es ganz und gar nicht gerne das sich ihr 20-jähriger Sohn Frank (Nick Stahl) mit der über 30-jährigen Natalie (Marisa Tomei) trifft. Frank versucht zwar, seine Eltern zu beruhigen, aber insgeheim glaubt er, die Frau seines Lebens gefunden zu haben. Probleme gibt es nur mit Natalies Noch-Ehemann Richard Strout (William Mapother), der nicht einsehen will, dass es nun einen anderen Mann in ihrem Leben gibt. Er erscheint des öfteren und macht eine Szene und schließlich verprügelt er Frank sogar. Ruth möchte daraufhin die Polizei informieren, aber Frank und Matt sind dagegen und sie beugt sich deren Willen. Dies war jedoch ein schwerer Fehler, denn Richard kommt erneut in Natalies Haus und hat dieses Mal eine Waffe bei sich - und im anschließenden Handgemenge erschießt er Frank.

Leise und bedächtig kommt "In the bedroom" daher. Dirigiert durch eine weitgehend statische Kamera und einen ruhigen Schnittrhythmus, führt der Film mit einer meisterlichen Präzision in die Welt der Fowlers, in die malerische Provinz von Maine, ein, zeigt familienfreudige Grillfeste, naturverbundene Fischerei, gesellige Pokerspiele am späten Abend und vor allem: die starke Bindung zwischen den Eltern und ihrem Sohn bzw. die Beziehung zwischen dem Sohn und seiner älteren Freundin. Nach dem ersten Drittel ist Sohn Frank tot, erschossen, ganz plötzlich, und sein Fehlen wird für den Zuschauer spürbar sein. Nie aber setzt der Film auf dramatische Effekte. Wir sehen nicht die Tat, wir hören nur die Schüsse. Wir sehen auch nicht, wie der Vater der Mutter die Todesnachricht überbringt. Wir sehen ihn nur vorher an der Tür, und sie noch in ihre Arbeit vertieft. Vor ihm das Unerträgliche. Und statt des Voyeurismus im entscheidenden Moment: die diskrete Schwarzblende. Wenn ein paar Tage später die Arzthelferin den über Unterlagen gebeugten Matt fragt: „Ist alles in Ordnung?“ und er antwortet: „Ja, natürlich“, dann wird klar, wie schlimm es um ihn steht.

Auch Ruth, die vorher betont freundliche Mutter, hat sich verändert. Kettenrauchend, verschlossen sitzt sie nur noch vor dem Fernseher, ihrem Mann unerreichbar. Der Tod des Sohnes reißt ein Loch in die Ehe und ist nicht kommunizierbar. Eine gemeinsame Trauer ist nicht praktikabel, weil unausgesprochene Vorwürfe zu fatalen Schuldzuweisungen angewachsen sind. Der Druck steigt, und ein aufbrechender Streit - der einzige Moment, in dem punktuell artikuliert wird, was latent anschwellt, - bringt dem Paar statt einer Klärung nur erschreckende Einblicke in alte, festgefahrene Ressentiments, die in einer geordneten, gutbürgerlichen Ehe eben nicht thematisiert werden. Unmöglich, das alles hier und jetzt aufzuarbeiten. Und so entschuldigt sich Matt dafür, dass er Ruth Gefühllosigkeit vorgeworfen hat. Er will sie nicht verlieren, und sie will nicht mehr dem Mörder ihres Sohnes begegnen. Draußen ist der Feind.

Schwachpunkt des Films ist die Figur des Täters. Das Problem liegt allerdings nicht beim Darsteller, sondern liegt im Skript begründet. Der Charakter des Täters bleibt eindimensional, maskenhaft: er ist krankhaft eifersüchtig, rücksichtslos egozentrisch, latent brutal und auf diese Weise teilen wir (heimlich) die Genugtuung des Vaters, wenn er am Ende seinen (kaltblütig geplanten) Akt der Selbstjustiz vollzieht. Hier fehlt es leider deutlich an Dialektik. Gerade wegen seiner Subtilität aber ist "In the Bedroom" eine Seltenheit im zeitgenössischen Film, eine Gratwanderung auf allerhöchstem Niveau, mit der Option zum Absturz ins Reaktionäre. Gleichwohl mag mancher Unbestechliche die Balance halten können, und wer sich nicht zu vorschnellen Urteilen hin(ab)reissen lässt, wird in „In the Bedroom“ trotz seiner Interpretierbarkeit ein Werk von hoher Qualität erkennen. Ist nicht doch der von seiner Rache zurückgekehrte, verstummte Vater Fowler das überzeugendste Argument gegen das Töten, das wir seit langem im Kino gesehen haben? Wenn es einen Film gibt, über den man nicht aufhören kann zu diskutieren und zu grübeln, dann dieser.
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
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