Foren-Übersicht
Wünsche, Anregungen, Diskussionen, das alles hier im Forum!
 
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   BenutzergruppenBenutzergruppen   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Die Geträumten (Ö 2016, Ruth Beckermann)

 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen     Foren-Übersicht -> Rene's Filmtagebuch
Zurück :: Weiter  
Autor Nachricht
Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 14.02.2019 17:31    Titel: Die Geträumten (Ö 2016, Ruth Beckermann) Antworten mit Zitat

gesehen am 14.02.2019 (DVD); 4/5

„Ein Wort von Dir, und ich kann leben.“ Schauspieler Laurence Rupp liest aus einem Brief von Paul Celan an Ingeborg Bachmann. Dieser Satz beschreibt ziemlich gut die mehr als 20-jährige Lebens- und Liebesgeschichte der berühmten Dichter: Ihre Liebe ging über alles Körperliche hinaus, überdauerte jahrelange Trennung und Ehen mit anderen Partnern – und schien fast nur durch Worte in Briefen zu leben.

Dieses dokumentierte Verhältnis übersetzt Ruth Beckermann in intensive Nahaufnahmen und minimale Requisite der beiden Schauspieler Anja Plaschg und Laurence Rupp, die in einem Tonstudio aus den Briefen der beiden Schriftsteller vorlesen. Dabei werden auch immer wieder die Reaktionen der Schauspieler auf die Briefe sichtbar und spürbar; der Film bewegt sich auf einer Meta-Ebene, die Darsteller verschmelzen ein wenig mit den Dargestellten. So diskutieren Plaschg und Rupp, die Celan und Bachmann im Übrigen durchaus ähnlich sehen, in den Aufnahmepausen über die Liebe an sich, Celans Wut auf die Nazis oder Bachmanns „Rolle der Klagenden“. Dass Anja Plaschg Tränen in den Augen hat, als sie eine besonders intime Textpassage vorliest, hilft dem Publikum beim Bewältigen der schweren Thematik; ermöglicht gewissermaßen ein kathartisches Moment.

Denn die Beziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, die 1948 begann und mit dem Suizid Celans 1970 endete, war trotz Phasen ekstatischer Liebe von Anfang an eine dramatische, ja tragische Liebesgeschichte. Sie stand im Zeichen der Vernichtung und der Nachkriegszeit, was besonders Celan beschäftigte, dessen jüdische Eltern im Holocaust umgekommen waren. Celan lebte in Paris, und so versuchte Bachmann, sich aus der Entfernung nur durch Briefe in ihn hineinzuversetzen – wobei sie oft an ihre Grenzen stieß und trotz ihrer tiefen Liebe Zweifel, gar Furcht vor einem Wiedersehen in Paris ausdrückte. Das jedoch war wohl das Besondere an den beiden: Eine „normale Liebesbeziehung“ zwischen ihnen war schier nicht möglich, weil beide niemals aufhören konnten, den anderen zu ergründen und so immer auf das „Fremde“ in ihm stießen. Sie waren immer nur „die geträumten“ Liebenden.

Auch diese einzigartige Nähe auf Distanz hinterfragen Plaschg und Rupp in dokumentarischen Sequenzen: Beim Rauchen unterhalten sie sich über das gegenseitige Unverständnis und die Sehnsucht der beiden Schriftsteller, aber auch über Musik und Tattoos. Über die Beschäftigung mit ihren Rollen bauen die Schauspieler selbst Nähe auf und inspirieren dabei zum Philosophieren über die (Un-)Möglichkeiten der Liebe.
_________________
"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen     Foren-Übersicht -> Rene's Filmtagebuch Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de