[Rene]

gesehen am 08.06.2019 (DVD); 4/5

Ein traumhafter Film, im Grenzland zwischen Amerika und Mexico, ein Nachtwestern, der die absolute Liebe feiert. Und ein Film der Fallen: Gefängnisse, Züge, Kirchen, Höhlen, Brunnen, verlassene Städte. Zwischendurch Ausbrüche, Illusionen von Freiheit und neuem Leben. All das ist zu sehen, aber auch miteinander verbunden, durch eine geplottete Western- oder Noir-Oberfläche. Raoul Walsh ist ein Leinwandpoet, der sich gern mit rauher Action tarnt, er war der große Verkehrsschutzmann des Kinos, der die Dinge in Bewegung hält und seine Darsteller über eine Leinwand treibt, die aussieht wie eine Kreuzung - die Mitte bleibt meistens leer. Wie ein Mann einen Raum betritt, sagt Walsh, das lässt sich nicht auf fünf verschiedene Arten drehen. Seine lakonischen Bilderfolgen sind Kino so pur wie der Kampf von Flaubert ums einzig richtige Wort. Und das zusammen mit einem romantischen Liebestod.

Der deutsche Titel dieses Films, "Vogelfrei", klingt eher negativ. Er beschreibt den gesetzlichen Status seiner Hauptfiguren und er umschreibt auch den der amerikanischen Staaten, als sie noch Territorien waren. Da für Raoul Walsh Abenteuer = Freiheit ist, gleichgültig, welche Gefahren das mit sich bringt. Die Vogelfreien, Joel McCrea und Virginia Mayo, sind für Walsh freie Menschen. Dass sie eben umkommen, das war ein guter Schluss für die Japaner oder die Franzosen, die mochten oder verstanden das, deshalb war der Film damals dort ein Riesenerfolg. Den Popcornessern, denen gefiel es nicht. Diese Westerngeschichte hatte Walsh Anfang der Vierziger schon einmal zeitgenössisch erzählt, mit Humphrey Bogart als müdem Gangster und Ida Lupino als seinem Mädel. Der Unterschied zwischen den Filmen sagt fast alles über das Jahrzehnt dazwischen.
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."