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Der Klang des Berges (J 1954, M. Naruse)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 11.04.2007 11:15    Titel: Der Klang des Berges (J 1954, M. Naruse) Antworten mit Zitat

gesehen am 14.03.2007 (DVD); 5/5

Einer seiner Lieblingsfilme aus seinem Gesamtwerk, ist Naruses "Der Klang des Berges" (Yama no oto) die Adaption eines Romans von Yasunari Kawabata, einem großen japanischen Dichter, den Naruse wegen seiner Kunst der Andeutung, seiner sensiblen Einfachheit und aussparenden Zurückhaltung bewunderte. Der Film handelt vom Zusammenleben der Generationen und von der durchaus romantischen (vielleicht auch erotischen?) Beziehung einer jungen Frau zu ihrem Schwiegervater, der ihr jenes Maß an Zuspruch und Kraft gibt, das sie in der eigenen Ehe vermisst. Die Frau spielt mit dem Gedanken der Trennung von ihrem Mann, der Unabhängigkeit, kehrt aber schließlich ohne Aussicht auf Erlösung zum ungeliebten Ehemann zurück.

"Wie ein großer Fluss mit einer ruhigen Oberfläche und einer reißenden Strömung in der Tiefe" – so beschrieb Akira Kurosawa den Stil seines Regiekollegen Mikio Naruse. Ein großer Unbekannter außerhalb Japans ist Naruse, der doch zu den Meistern des japanischen Kinos gehört und dessen Filme hierzulande einem kaum gehobenen Schatz gleichkommen. 89 Filme drehte Naruse in einer fast 40-jährigen Schaffensperiode bis zu seinem Tod 1969 – anfangs leichte Komödien, später Melodramen und tieftraurige Studien von Beziehungen, Ehepaaren und Familien.

Naruses Filme erzählen meist von Menschen, die in einfachen Verhältnissen leben. Wie Yasujiro Ozu, mit dem er oft verglichen wird, war Naruse ein Meister des shomingeki, der Alltagsgeschichten der kleinen Leute. Anders als Ozu erzählt Naruse höchst illusionslos von den Lebensumständen seiner Protagonisten, von auseinanderbrechenden Beziehungen, schwierigen Familienverhältnissen und dem Kampf ums finanzielle Überleben. Sein Blick auf die Welt ist schonungslos, aber dennoch voller Mitleid und Wärme für die Protagonisten. Es sind präzise und unpathetische Filme, die die Ausweglosigkeit des Daseins und die Tristesse des monotonen Alltags beobachten. Voller Nüchternheit beschreiben sie die Enttäuschungen und Zumutungen des Lebens, die Einsamkeit und Verlorenheit des Menschen.

Seine Hauptfiguren wissen um ihr Unglück, sie akzeptieren ihr Schicksal nicht und müssen beim Dagegen-Ankämpfen doch scheitern. Hauptsächlich die Lebenserfahrungen von Frauen stellt Naruse in den Mittelpunkt seiner Werke; speziell von Frauen, die außerhalb traditioneller Familienstrukturen stehen wie Witwen, Geishas und Frauen, die nach einer unabhängigen Lebensform suchen. Naruses Filme werden oft als "fließend" beschrieben: seine Dramaturgie setzt keine Höhepunkte, sondern lässt die Geschehnisse sich nacheinander entfalten – ein filmischer Ausdruck für das Leben seiner Protagonisten. Das Unglück entfaltet sich wie nebenbei, ohne vorherige Ankündigung, als "normaler" Gang des Lebens. Gezeigt wird das Drama ohne Ausbrüche, unter der Oberfläche, in nebensächlichen Andeutungen, kleinen Bewegungen, Mimik und Gestik sichtbar gemacht. Diskret und konzentriert, in kleinen Schritten erzählt Naruse von Menschen, die dem Sog des Lebens schutzlos ausgeliefert sind. "In meinen Filmen geschieht sehr wenig, und sie enden ohne Ergebnis – wie das Leben." (Mikio Naruse)

"Der Klang des Berges" verdichtet Naruses Lieblingsthemen und demonstriert sein außergewöhnliches Geschick, literarische Vorlagen in die Sprache des Kinos zu verwandeln. Die Montage der Blicke, das Ballett minimaler Gesten und Bewegungen schaffen einen fließenden Rhythmus, der Kawabatas Stil kongenial in die Filmsprache überträgt.
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
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