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When a woman ascends the stairs (J 1960, M. Naruse)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 11.04.2007 11:56    Titel: When a woman ascends the stairs (J 1960, M. Naruse) Antworten mit Zitat

gesehen am 18.03.2007 und 14.12.2011 (DVD); 4/5

Keiko (Hideko Takamine), eine junge Witwe, arbeitet als Barhostess in Ginza, dem berühmten Vergnügungsviertel Tokios. Jeden Tag steigt sie die Stufen zur Bar hinauf und überwindet sich, den verhassten Job zu tun. Sie ist gut, sehr gut, aber ihre etwas konservativen Ansichten und die Weigerung, mit Kunden intim zu werden, verhindern größeren finanziellen Erfolg. Doch für eben diese Distanziertheit wird sie von allen bewundert, von ihren Kolleginnen, den Kunden und vom Barmanager Komatsu (Tatsuya Nakadai). Als Auswege aus dem verhassten Hostessen-Leben kommen nur die Ehe oder eine eigene Bar in Frage, doch die Versuche, das Geld für die Bar zusammenzukommen, scheitern an ihrer Weigerung, reichen Kunden zu Willen zu sein oder an ihrer Familie, die sie noch unterstützt.
Dann die lang ersehnte Gelegenheit: Ein Kunde, mit dem sie sich gut versteht, hält um ihre Hand an. Doch die Freude ist kurz, Keiko muss erfahren, dass ihr Ehemann in spe ein verheirateter, mittelloser Schwindler ist, der allen Frauen Heiratsanträge macht. Für Keiko bricht eine Welt zusammen, sie fühlt sich gedemütigt, die Situation ist hoffnungsloser als je zuvor. Sie betrinkt sich und öffnet einem Kunden, Fujisaki (Masayuki Mori), den sie wirklich liebt, ihr Herz. Die beiden schlafen miteinander und auch er gesteht ihr seine Liebe. Doch fast im selben Atemzug eröffnet er ihr, dass er am nächsten Tag nach Osaka versetzt wird und dass er nicht den Mut hat, seine Familie ihr zuliebe aufzugeben. Der nächste Nackenschlag! Noch dazu hat sie ihre Prinzipien aufgegeben und verliert dadurch auch den Respekt von Komatsu, der sie bei ihren Plänen immer unterstützt hatte. Schließlich fügt sie sich in ihr Schicksal: Sie verabschiedet sich am Bahnhof respektvoll und höflich von Fujimaki, und steigt die Stufen zur Bar hinauf, wo sie lächelnd die Kunden begrüßt.

"When a Woman Ascends the Stairs" ist neben "Klang des Berges" der beste Naruse, den ich bisher gesehen habe. Neben der vertrauten Thematik einer Frau, die versucht, ihrem Schicksal zu entrinnen, aber von sozialer Verantwortung (für ihre Familie), ausbeuterischen Sozialsystemen (der geldeintreibenden Barbesitzerin) und ihren eigenen Gefühlen (die von Männern ausgenutzt werden) daran gehindert wird, finden sich auch hier wieder großartig gezeichnete, absolut glaubhafte Charaktere. Trotz der Art, wie diese Keiko behandeln, kann man sie als "böse" verifizieren, weil sie selbst nicht böse sind, sondern aus einer situationsgebundenen, sozialen Notwendigkeit heraus handeln.
Stellvertretend dafür steht ihre Familie, die nur das äußerlich luxuriöse Leben sieht, das Keiko führt, und nicht begreifen will, dass dies zum einen hart erarbeitet ist und zum anderen nicht ihren Charakter wiederspiegelt, sondern Mittel zum (Berufs-)Zweck ist. Statt Unterstützung und Verständnis hört sie von ihrer Familie nur Vorwürfe und Hilfegesuche, etwa bei der notwendigen Operation ihres an Polio erkrankten Neffen. Und selbstverständlich gibt sie dem Drängen nach und ordnet ihre eigenen Pläne, ihr individuelles Streben nach Glück, den Bedürfnissen der Familie unter.

Im Gegensatz zu anderen Filmen Naruses besticht dieser aber auch durch sehr eindrückliche Szenen. Beispielsweise, als Keiko durch die Frau ihres Bräutigams vom Heiratsschwindel erfährt. Wir sehen die beiden sich unterhaltenden Frauen, dann Keiko in Großaufnahme, wie sie realisiert, dass sie ein weiteres Mal enttäsucht wurde, dass ihre Hoffnungen auf Lügen basierten, dann Schnitt auf eine Totale, die beiden Frauen mitten in einer kargen Industriebrache, rauchende Schornsteine im Hintergrund: Symbol für Keikos Isolation, Einsamkeit, Verzweiflung und die Ausweglosigkeit ihrer Situation. Und natürlich die Schlussszene, als Keiko, wie unter einem tonnenschweren Gewicht leidend, die Treppenstufen zur Bar und damit zurück in ihr altes, verhasstes Leben hinaufsteigt, die Tür öffnet und aus dem Nichts das bezauberndste Lächeln aufsetzt, das man sich vorstellen kann.

Quelle: japankino.de
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
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