[Rene]

gesehen am 20.04.2007 (Kino: Kinocenter Gernsbach), 1/5

Ein Mann, der mit seinem 30. Lebensjahr die erste Midlife Crisis erlebt, verliert seine Freundin und ist somit „führungslos“. Auf der Suche nach einer neuen Beziehung, die seinem Leben wieder Sinn verleihen könnte, quält er sich und seine Umwelt mit seinem Zynismus, bis er die vermeintliche Traumfrau entdeckt, es aber nicht schafft, sie für sich zu begeistern.

Fernsehmann Oliver Pocher nötigt das deutsche Kinopublikum - und tatsächlich ist es seine Art von aggressiver, zynischer Gleichgültigkeit, die ihn für die Titelrolle seines ersten Spielfilms prädestiniert, auch wenn er nicht gerade eine Offenbarung an darstellerischem Talent ist. Denn der ewige Versicherungsmakler Pocher (dies war einst sein wirklicher Beruf) spielt in "Vollidiot" den ewigen Telekommunikations-Makler Simon Peters, einen sexuell unterversorgten und verbal überschäumenden Menschenfeind, der Minderjährigen überflüssige Handy-Verträge aufschwatzt - eben sehr schlüssig. Doch der grobe Klamauk soll nach dem Willen der Filmemacher irgendwann in eine romantische Komödie oder Gesellschaftssatire gewendet werden, und da wird es problematisch. Denn wie soll das gehen mit einem Dilettanten wie Pocher? Schließlich ist seine Aussdrucksskala knapp bemessen: mal sind seine Augen stupide aufgerissen und der Mund ist stumpf geschlossen, mal sind die Augen stumpf geschlossen und der Mund ist stupide aufgerissen. So poltert er sich als Handy-Verkäufer Peters auf der Suche nach der großen Liebe durch Porno-Witze und Single-Tristesse, und spielt dabei selten einmal einen Gag, geschweige denn eine Gefühlsregung richtig aus.

Eigentlich hält die extrem erfolgreiche Romanvorlage von Tommy Jaud, der auch das Drehbuch verfasst hat, einige immerhin gedrosselt originelle Weisheiten über das genormte Großstädterdasein zwischen Ikea-Wohnkultur, Coffeshopketten-Gemütlichkeit und Telekommunikationsirrsinn bereit. Jaud begann seine Karriere bezeichnenderweise als Autor der Sat.1-"Wochenshow", wo man Ende der 1990er Jahre für deutsche Verhältnisse ein relativ hohes Humorniveau pflegte. Auch "Vollidiot"-Regisseur Tobi Baumann ("Der Wixxer", "Sieben Zwerge") sammelte hier erste Erfahrungen. Später arbeiteten beide auch mit "Wochenshow"-Star Anke Engelke für deren eigenwilliges Comedy-Format "Ladykracher" zusammen. Engelke spielt in der Pocher-Klamotte nun immerhin ganz wunderbar die nicht sehr durchsetzungsfähige Chefin des Filmhelden. Doch der Aberwitz von "Ladykracher", der ja vor allem auf dem gekonnten Spiel mit bekannten Rollenmustern fußte, liegt hier in gewisser Ferne. Ein (Kino-)Film ist "Vollidiot" trotz einer guten Kameraarbeit nicht geworden, eher eine Aneinanderreihung von Fernsehsketchen, ungenügend in Darstellung und Timing.
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."