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Shadow of a doubt (USA 1943, A. Hitchcock)

 
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Rene



User seit: 25.08.2006
Beiträge: 3171

BeitragVerfasst am: 25.01.2007 10:15    Titel: Shadow of a doubt (USA 1943, A. Hitchcock) Antworten mit Zitat

gesehen am 24.01.2007 (DVD) und 11.05.2014 (BD); 4/5

Alfred Hitchcock bezeichnete diesen Thriller als seinen besten Film. Das Drehbuch, geschrieben von Schriftsteller Thornton Wilder, wurde inspiriert vom Fall eines Serienmörders der 1920er Jahre, den man den "Merry-Widow-Murderer" nannte. "Shadow of a doubt" spielt in der Kleinstadtidylle von Santa Rosa, Kalifornien. Dort lebt die junge Charlie Newton (Theresa Wright) mit ihren Eltern und zwei jüngeren Geschwistern, und Mord ist wenig mehr als ein Thema der morbiden Konversation zwischen ihrem Vater und dessen Nachbar Herbert (Hume Cronyn). Charlie wurde nach ihrem Lieblingsonkel genannt, der gerade zu einem ausgedehnten Besuch angekommen ist und anfänglich versteht sich Onkel Charlie Oakley (Joseph Cotton) wunderbar mit seiner Nichte, die ihn bewundert. Aber der verstörende Prolog hat Onkel Charlies wahre Identität als die des berüchtigten Witwenmörders bereits angedeutet und als die junge Charlie mehr und mehr darüber herausfindet, schwindet ihr Vertrauen deutlich und weicht Furcht und starken Verdachtsmomenten. Schließlich entkommt sie nur knapp seinen Tötungsversuchen, die ihren Höhepunkt beim dritten Versuch auf einem fahrenden Zug finden.

Kaum ein anderer als Alfred Hitchcock brachte es fertig, in einer solchen Klarheit, mit derart einfachen (nicht simplen) Mitteln einen Traum zu zerstören. Vielleicht sollte man besser sagen: Traum und Alptraum als Geschwister vorzuführen. Nicht Onkel Charlie steht im Zentrum dieses Thrillers aus dem Jahr 1943. Im Mittelpunkt steht die Unschuld, der reine Traum, die unbefleckte Phantasie eines Teenagers und die Zerstörung all dessen. Sie wird durch ihren Onkel erwachsen und wird ihr Leben lang nie vergessen, dass es dieses Geschwisterpaar gibt. Der Ring – ein einem seiner Opfer entwendetes Schmuckstück – ist das Symbol für Verrat und Bestechung. Onkel Charlie schenkt ihn seiner Nichte, scheinbares Zeichen seiner Zuneigung, und doch nur Schein, Blendwerk einer Existenz, die ganz anderes verbirgt, verschweigt. Die junge Charlie wird aus ihrem Traum katapultiert, langsam mürbe gemacht – und leistet Widerstand gegen den Einbruch des Grauens und die Bedrohung durch den geliebten Onkel, der sich als Schrecken entpuppt. „Do you know the world is a foul sty?“ sagt der Onkel zur Nichte, „Do you know if you rip the fronts off houses you'd find swine? The world's a hell. What does it matter what happens in it?“ Wenn die Welt eine Hölle ist, was und wen kümmert es dann, was in ihr passiert? Onkel Charlie hat den Alptraum zu seinem Lebensinhalt gemacht. Er gehört zu jener Sorte Menschen, die mit einem enormen Maß an moralischem Anspruch die Unmoral zum legitimen Mittel ihres Daseinskampfes auserkoren haben – wenn auch hier auf einer banalen Ebene als einzelner Verbrecher: Tugend durch Terror. Der Ring allerdings wechselt seine Bedeutung. Er wird für Oakley zur Bedrohung, zur Lebensgefahr. Und Hitchcock zaubert das herbei, was die Gefahr bannt, aber den Alptraum nicht beseitigen kann: die Stärke des Gewissens, die innere Kraft, die andere Seite der Unschuld in der Nichte Charlie.

Ein Qualitätsmerkmal bei Hitchcock ist die Charakterzeichnung: Jede Figur ist mit ihren Eigenheiten und ihrer sozialen Prägung sorgfältig herausgearbeitetet. Hitchcock ist weit davon entfernt, seine Figuren zu verurteilen, manchmal scheint er sogar Bewunderung für sie übrig zu haben. Onkel Charlie ist ein Mörder, Hitchcock stellt ihn trotzdem als einnehmenden, charmanten Mann aus. Diese Welt ist nicht schwarzweiß, sondern schattiert und grau und bunt und eintönig und vor allem anderen: zweifelhaft.
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"Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death. In one word: emotion."
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